Der Energieträger Gas

Der Begriff „Gas“ wurde von der Mehrheit der Menschen in Deutschland bisher mit dem fossilen Energieträger Erdgas assoziiert. Kein Wunder, denn nahezu die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland wurde im Jahr 2022 mit Erdgas beheizt. Zudem nutzen 1,8 Mio. Industrie- und Gewerbekunden Erdgas für ihre energieintensiven Produktionsprozesse. Im Zuge der Transformation hin zu einem klimaneutralen Energiesystem umfasst der Terminus „Gas“ jedoch mehr: Auch erneuerbare und dekarbonisierte Gase wie Biogas, Biomethan und Wasserstoff gehören dazu. Auf sie wird es in den nächsten Jahren verstärkt ankommen.

Transformation zur Klimaneutralität

Fossiles Erdgas besteht im Wesentlichen aus Methan (CH4 fossilen Ursprungs); daher entsteht bei dessen Verbrennung Kohlenstoffdioxid (CO2). Die Menge an CO2 ist zwar geringer als bei der Verbrennung von Kohle oder Öl, sie ist jedoch nicht null.

Das heißt: Auch die Verbrennung von fossilem Erdgas lässt den CO2-Anteil in der Erdatmosphäre steigen. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, haben sich Wirtschaft und Gesellschaft weltweit auf einen tiefgreifenden Transformationspfad begeben.

Zahlreiche Länder haben sich zum Ziel gesetzt, weitere Treibhausgasmissionen (THG) in die Erdatmosphäre zu begrenzen und langfristig nahezu komplett zu unterbinden. Wenn keine THG mehr emittiert werden, die über jene hinausgehen, die auf natürlichem Weg, z.B. durch Wälder und Moore aufgenommen werden können, spricht man von Klimaneutralität.

Deutschland hat sich mit dem Klimaschutzgesetz das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 seine Treibhausgasemissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren und schon bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Für alle Menschen und Wirtschaftszweige, die Energie in Form von Wärme, Strom oder Mobilität nutzen, bedeutet das: Es muss sich etwas ändern – und zwar so schnell wie möglich, ohne jedoch die Versorgung mit Energie und deren Bezahlbarkeit außer Acht zu lassen.

Klimaneutrale Gase

Die Zukunft gehört CO2-neutralen Gasen wie Biogas und grünem Wasserstoff. Erfahren Sie hier mehr über klimaneutrale Gase im Gewerbe.

Die Rolle erneuerbarer und dekarbonisierter Gase

Zukünftig werden erneuerbare oder dekarbonisierte Gase wie Biogas, Biomethan und Wasserstoff eine bestimmende Rolle spielen. Für ein klimaneutrales Energiesystem sind sie unverzichtbar. Als erneuerbare und dekarbonisierte Gase werden alle Energieträger bezeichnet, die in gasförmiger oder in aus Gasen verflüssigter Form vorliegen, die keinen Kohlenstoff mehr enthalten und / oder aus Erneuerbaren Energien gewonnen wurden.

Hinweis: Die Inhalte der Website gewerbegas.info basieren auf dem dargelegten Verständnis von erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen. Zur besseren Lesbarkeit werden teilweise weitere Begriffe genutzt, die im Folgenden kurz eingeordnet werden.

Anstelle von erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen wird in der Energiewirtschaft auch der Begriff „neue Gase“ genutzt, der die Erzeugungspfade Biomethan, Grüner Wasserstoff, Blauer Wasserstoff und Türkiser Wasserstoff zusammenfasst.

Auch der Begriff „Grünes Gas“ fällt gelegentlich in diesem Kontext. Grüne Gase werden auf Basis von erneuerbaren Energieträgern hergestellt, dazu werden Biogas, Biomethan und sogenannter grüner Wasserstoff gezählt. Im Vergleich zu fossilem Erdgas entstehen bei der Verbrennung von Wasserstoff keine CO2-Emissionen. Anders ist es bei Biogas oder Biomethan: Bei der Verbrennung wird CO2 freigesetzt, welches jedoch durch die verwendete Biomasse zuvor der Atmosphäre entnommen wurde. In diesem Sinne werden grüne Gase daher auch als „klimaneutrale Gase“ bezeichnet.

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Mit Gas zu einem resilienten Energiesystem

Grundlage für die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland ist eine sichere Versorgung mit Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen – insbesondere für energieintensive Industrien. Neben der Metallverarbeitung und der chemischen Industrie gibt es zahlreiche weitere Industriezweige, in denen Erdgas in großen Mengen eingesetzt wird – z.B. in der Nahrungsmittelindustrie oder um Glas oder Keramik herzustellen.

Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, ist der Einsatz von erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen – u.a. in Industrie und Gewerbe – unverzichtbar. Bisher noch fossiles Erdgas wird durch erneuerbaren und dekarbonisierten Wasserstoff und Biomethan schrittweise ersetzt werden, um eine klimaneutrale Produktion zu ermöglichen. Dabei setzten nicht nur große Abnehmer aus der Stahl- und Chemieindustrie auf Wasserstoff als Lösung zur Senkung ihrer Emissionen; auch zahlreiche mittelständische Unternehmen haben Interesse daran, Wasserstoff für ihren langfristigen Dekarbonisierungspfad bzw. für ihre weitere Energieversorgung zu nutzen.

Potenzial in Industrie und Gewerbe

Die Bereitstellung von Wärme und Dampf mit Gas ist ein wesentlicher Baustein vieler Prozesse, beispielsweise bei Molkereien, Mühlen, Bäckereien oder der Fleischverarbeitung. Erneuerbare und dekarbonisierte Gase haben das Potenzial, die Energieversorgung der Branche resilient zu gestalten und damit auch im Rahmen des Transformationspfades elementarer Baustein für die Ernährungssicherheit in Deutschland zu werden. Verschiedene Systemstudien sagen in der Lebensmittelbranche einen Bedarf an Biomethan und Wasserstoff von bis zu 2,7 TWh im Jahr 2030 und bis zu 17,7 TWh im Jahr 2045 voraus (Team Consult, 2023).

Die Papierindustrie ist mit ihren Produkten Bestandteil zahlreicher wichtiger wirtschaftlicher Prozesse sowie des Alltagslebens, z. B. mit Verpackungsmaterialien für Lebensmittel und Medikamente. In der Papierindustrie wird Erdgas heute für die Dampf- und Stromerzeugung, für den Antrieb der Maschinen, als Start- und Stützbrennstoff in Zellstofffabriken sowie zur Rückgewinnung von Chemikalien verwendet. Zahlreiche Unternehmen der Papierindustrie setzen für ihre Dekarbonisierung nicht nur auf Elektrifizierung, sondern auch auf die Dekarbonisierung des Energieträgers Gas und engagieren sich in Projekten zur Aufbereitung der Abwässer zu Biomethan und der Nutzung von Wasserstoff.

Diese Beispiele zeigen zum einen das enorme Potenzial, auch in Industrie und Gewerbe die Dekarbonisierung mit erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen voranzutreiben: Ihr Einsatz in Industrie und Gewerbe kann zum anderen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Industriestandorts Deutschland leisten, indem er Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichert. Für die Transformation der Industrie bieten diese Gase zudem eine zusätzliche Lösungsoption, da sie eine flexible Reaktion auf unvorhergesehene technische Entwicklungen und externe Faktoren ermöglichen.

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